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Zum Tod eines RAF-Kämpfers
Helmut Pohl, langjähriges Mitglied der westdeutschen Guerillagruppe Rote Armee Fraktion (RAF) ist in der Nacht zum Dienstag im Alter von 70 Jahren in Berlin verstorben.
Er war eines der ersten Mitglieder der
RAF. Im Oktober 1970 hatte Ulrike Meinhof ihn gefragt, ob er in die RAF
kommen wolle, wo er seitdem eine wichtige Rolle innehatte. Er war
dreimal im Gefängnis, von Mitte 1971 bis Mitte 1973, von Februar 1974
bis September 1979, und vom Sommer 1984 bis zu seiner Begnadigung im
Mai 1998.
In einem ausführlichen Interview mit der jungen Welt (17. Oktober
2007) äußerte sich Pohl – zusammen mit dem früheren RAF-Mitglied Rolf
Clemens Wagner – über die Motivation, sich der RAF anzuschließen: »Wir
haben unseren Kampf im internationalen Zusammenhang und in Einheit mit
den Freiheitskämpfen im Trikont und in Europa gesehen. Die
Befreiungsbewegungen weltweit waren eine Offensive. Und auf der Ebene
haben wir schon darauf gehofft, daß wir gewinnen. Wir bewegten uns
inmitten der Geschichte von Widerstand, Befreiung und Revolution. Man
mußte nicht mehr völlig verloren und für sich allein kämpfen. Freiheit
bedeutete für uns auch, bewußt Teil einer historischen Entwicklung zu
sein, und der historische Prozeß richtete sich eindeutig gegen den
Kapitalismus. Daß der weltrevolutionäre Prozeß dann zu Veränderungen
auch in diesem Land führte und eine Aufbruchstimmung aus dieser
Hoffnung entstand, ist aktuell etwas schwer Vermittelbares –
insbesondere jemandem, der heute 15, 20 oder 25 Jahre alt ist.«
Pohl verwahrte sich in dem Gespräch gegen die Gleichsetzung des
Al-Qaida-Terrors mit Aktionen der Guerilla-Gruppe: »Bei der RAF mußte
niemand befürchten, daß – wie in London oder Madrid geschehen – auf
irgendeinem Parkplatz oder in irgendeiner U-Bahn eine Bombe hochgeht.
Wir haben gezielte Aktionen gemacht und nicht irgendwelche
unbeteiligten Zivilisten angegriffen. Wir haben uns an dem
grundsätzlichen Schema vom begrenzten Krieg orientiert. Der
militärische Einsatz sollte dazu dienen, eine politische Wirkung zu
entfalten.« (jW)